Montag, 30. September 2013

Wahre Größe

Wie komm ich dazu, über Größe zu schreiben?!
Ein wahrer Großer lässt das bleiben!
Man redet nicht drüber und ist es vielleicht,
spekulierend man sie sowieso nicht erreicht.

Nur: red ich von mir als kleinem Wicht,
erhält nur Kokettes Übergewicht.
Und halt ich jetzt ein Mittelmaß,
bringt dieses Mittel keinen Spaß.

Oh Himmel, wie und was ist Größe?
Ich hör jetzt zuviel Ich-Getöse.
Der Geist will mich anders besuchen,
will saubres, leeres Zimmer buchen.

Das nur soweit sich selber kennt,
als es sich Diener, Mittler nennt
und ruft: wenn du es willst, lebend´ger Geist,
dein Diener hörend mit dir reist.

Und sagst du, halt jetzt mal die Schnauze,
dann geb ich gern auch mal die Blauze.

Doch lieber ist mir wilder Ritt,
wenn du mich rufst und sagst, komm mit,
und wir damit die Herzen fluten
mit Schwung, Mut, Liebesgluten.

Dann will ich gern dein Sprachrohr sein.
Bis dahin putz ich mir die Ohren rein.




Freitag, 27. September 2013

Geschenke

Was sind wirklich schöne Geschenke? 
Überraschende, nicht erwartete allemal. 
Wenn ich aber etwas tiefer nachdenke, 
treffe ich noch eine andere Wahl. 

Ein schönes Geschenk ist, was mich bereichert, 
was mir was gibt, was mir bisher fehlt. 
Etwas, das mir das Leben erleichtert, 
mir etwas nimmt, das mich bisher quält. 

Ein schönes Geschenk kommt zu dir geflogen, 
setzt sich nieder auf deine Haut wie ein Schmetterling. 
Du bist ihm vielleicht nicht sofort gewogen, 
doch spürst in ihm Liebe als Retterin. 

Die öffnet dein Herz und macht es heiter 
und lehrt dich, was Reichtum in Wahrheit ist, 
es sind die unendlich vielen Stufen der Leiter, 
die du aufsteigend zur Erkenntnis durchmisst.



Donnerstag, 26. September 2013

Die Frage nach dem Talent

Was ist Talent? Wer hat Talent? 
Talent ist was, was jeder kennt. 
Ich bin nicht musikalisch, sagt der eine 
und meint, Musiktalente hat er keine. 
Ich kann nicht schreiben, kein Gedicht, 
sagt da ein andrer mit Gewicht. 

Sie wissen offenbar, was ein Talent ist: 
was andere haben, ihnen fremd ist.
Ich selbst hab kein Talent zum Dichten. 
Kann nur Gedanken grade richten, 
dass sie in Rhythmus wie auch Klang 
gehorchen meinem innern Drang. 

Was ist Talent? 
Ist´s ein Geschenk? 

Der andre hat´s, ich werd´s nie kriegen, 
werd immer nur im Modder liegen? 
Oder ist dieses Talent erlernbar, 
im Innersten, ganz tief im Kern da? 
Müssen wir nur im Innersten suchen 
und nicht über das Nichtkönnen fluchen? 
Und was, was ist das Innerste genau, 
ist´s nur ein Punkt, nur Nabelschau, 
oder ist´s alles, Ursprung, Gott? 
Dann ging´ von dort aus lernen flott. 
Und wie, wie suche ich die Pforte, 
von der aus tanzen meine Worte? 

Ich muss Vertrauen schöpfen in die Suche, 
erst mit Vertauen les´ ich im Buche 
der höheren, geheimen Weisheit, 
die, glaub ich an sie, allen Beweis hat. 

Bin ich nicht musikalisch - gut, dann lern ich´s! 
Und wenn Musik erst eine Qual ist - Mut! Entspann dich! 
Im Kern, im Nukleus liegt es bereit 
und wartet drauf, dass man´s befreit.


Mittwoch, 25. September 2013

Gedicht zur Erfrischung

Die Welt ist so fürchterlich kompliziert.
Sie verstehen, gar verändern, das berührt
schon Sphären, die erhaben sind,
zugänglich höchster Gaben Kind.
Der andere sollte sich begnügen
mit kleinrer Kost und sich drin fügen.

Doch Wachstum ist des Lebens Kern,
wir wachsen täglich und das gern
und sehen so, dass bloßes Sein
allein schon greift ins Leben ein.

Wir sind zum Eingreifen bestimmt,
wohl dem, der dies zum Auftrag nimmt.
Wie wichtig wird da stetes Lernen,
ein dauernd Dunkelheit Entfernen.

Denn eines hab ich schon begriffen:
zu Licht wird Diamant geschliffen.


Dienstag, 24. September 2013

Ansprache

So langsam kraxel ich nach oben,
möcht dafür meine Leser loben.
Ganz langsam werden´s täglich mehr,
darüber freue ich mich sehr.

Natürlich hat es auch was Blödes,
(reimhalber auch was Ödes),
wenn ich so simple Verse bau
und dabei zu den Göttern schau.

Per aspera ad astra sagt der Lateiner,
durch Scheiße zu den Sternen: unsereiner.
Zwar will ich keine Huldigungen,
doch auch nicht nur Entschuldigungen.

Ich will, dass jeder, der das liest,
entspannt das Sprachneuland genießt.
Denn wenn auch Form und Inhalt alt,
dass es just jetzt entsteht, das knallt
dann doch sektkorkenmäßig raus.
So frei, so leicht fliegt da mein Haus.

Und wenn ich irgendeinen dorthin mitnehm,
nenn ich das glückliches Profitstreb´n.
Dort sind wir frei und fliegen fröhlich
dem Geist entgegen (jetzt wird´s ölig!).
Nein, bleiben realistisch auf der Erde,
auf dass es wirklich ein Haus werde.



Montag, 23. September 2013

Alles weitere kommt später

Wenn alles am Ende ein Irrtum war, 
nichts hält, kein Versprechen von Wirkung war, 
wir auflösen uns in Nebelvergessen 
und Liebe nicht mehr war als üppiges Essen, 
dann macht mein Leben doch keinen Sinn, 
weil ich ohne Zukunft dann nichts mehr bin. 

So könnte man denken und s´tun ja auch viele. 
Ich lass jedoch Zukunft ganz aus dem Spiele. 
Und wenn, dann nur durch der Gegenwarts Pforte. 
Die Gegenwart ist die leckere Torte. 

Nicht dass ich nicht aufschau ins Morgen und Später, 
genauso wie manchmal zum Leben der Väter. 
Doch alles, was ist, ist jetzt nur im Spiel, 
vermischt sich, verwandelnd, zu fernem Ziel. 
Und schau ich intensiv auf den Wandelprozess, 
macht meine Wirkungsmacht erst recht Progress. 
Und lässt mich leben mit allen Sinnen, 
nur so kann, wenn überhaupt, Zukunft beginnen. 

Doch so ein Leben füllt das Jetzt prächtig prall, 
dass Morgen nur ein Wort ist mit dünnem Schall. 
Und die Liebe zwischen dir und mir schöpft, 
was als Sinn ferner Tage noch zugeknöpft. 
So können wir sagen, wir beide umarmen 
in uns die Zukunft, selbst Jenseitserbarmen.



Freitag, 20. September 2013

Anrufung

Gehirn, Oh Gehirn, du mein Gehirn!
Nichts.
Komm, heil´ger Geist, kehr bei uns ein!
Was GeistWas ein?

Geis-Tiger-Sprung: Dung

Selber denken macht fett!
Raus aus dem Bett!
Aber Inspiration?
Wird zu Hohn?

Geist ist in der Natur
des Menschen pur.
In seinen Adern fließt Blut,
das rote warme Gut.
Und blutvoll ist die Liebe
verbunden mit dem Triebe.

Ist Geist folglich Materie,
Prinzip, wie eine Serie?
Oder ist er jenseits,
Metaphysik, nicht genseits?

Und, oder, aber, über, ab:
grammatikalisches Plapplapp.
Der Geist ist, wenn er weht, ein Strolch,
ein tugendhafter, lüsterner Molch.
Er ist pure Materie, nichts,
größten, kleinsten Gewichts.
Er schraubt Ansprüche in die Höh
und sagt dazu gleichzeitig nö.
Er ist nicht aufzuhalten oder zu fangen,
man kann ihn nicht mit Fleiß erlangen.
Er ist so eigensinnig wie sonst nichts
und doch so klar, ein Freund des Lichts.
Und eines hat er ziemlich gern:
ihn anzurufen als den Herrn.



Mittwoch, 18. September 2013

Der Tatmensch

Ungebunden, schrecklich einsam, zerklüftet die inneren Gebirge, 
formt sich ein Bewusstsein der Sünde, 
nicht eingewirkt zu haben auf die Menschen genügend mit helfender Hand. 
Sich einmischen, vergnügt, zuversichtlich, 
erscheint dem so Einsamen wie köstliches Manna. 
Freunde zu haben, umringt von Menschen: eine neblige Vision nur im Augenblick. 
Die Ganzheit des Menschen dorthin zu tragen erscheint ihm wie ein unfassbares Stück. 
Möglicherweise fürchtet er die Zurückweisung. 

Er lockert die Zügel seines Ich-Willens gehörig 
und zwitschert plötzlich unbekümmert etwas Freies. 
Er weiß nicht, warum seine Häute ihn tragen plötzlich wie die eines Flughundes, 
er ist doch in vollkommener Passivität verfangen. 
Nur: seine Gottheit entspringt ihm jetzt schnurstracks ins Weite 
und reißt ihn leichter Hand mit. 
Er weiß, wie´s sich anfühlt ganz plötzlich, einen jeden zu umarmen, mit ihm zu scherzen. 
Er weiß und fühlt diese Riesenumarmung, 
die schmirgelnd vielleicht, kratzend für den ein oder anderen sein muss, 
zumal der Grund dafür nicht offenbar ist, nur eben einfach ein göttlicher Hauch. 
Sicher möchten sie, können nicht alle tanzen, warum, was ist geschehen? 
Es ist doch nur die Sonne aufgegangen, nur der Klee blüht wie immer strahlend süß. 
Es sind doch nur die Sterne aufgegangen in dunkler und weicher Nacht. 
Die Klammer vielleicht zwischen ihm und dem Gott ist ein platines Besteck, 
das er greift, hingebungsvernarrt, süßen Gedankens 
und dankbar entgegennimmt solche Worte: 
ein Mensch der Tat an der Pforte.



Dienstag, 17. September 2013

Geschirrspüler kaputt

Und plötzlich macht es pff und es ist dunkel 
Die Sich´rung raus, kein Geistgefunkel 
Ich tappe zu dem Sich´rungskasten 
Zu viel Gerät kann überlasten
Es kann jedoch auch eins kaputt sein
Es kann einfach zu wenig Mut sein
Wir schalten eine Maschine aus
in unserm in- und äußren Haus
Doch schlägt die Sich´rung noch Alarm
Es holpert und wird nicht recht warm
Es ist ein Kurzschluss jedenfalls
Blinkt nur noch zwischen Hirn und Hals
Und zwar, wenn´s Wasser ganz entspannt
Der Pole Gegensatz nicht mehr bekannt
Der Heizstab alt und korrodiert
Ohne den Heizstab jeder friert
Die Pole müssen erstens isoliert sein
und zweitens Spannung generiert sein
Der Spüler braucht wohl ein Ersatzteil
Die Atmung bietet mir Entsatz feil
Bald wird er wieder spülen frisch
Ich aber hab schon reinen Tisch




Montag, 16. September 2013

Land der Dichter und Denker

Ich komm einfach nicht vorwärts mit meiner Dichtung. 
Wo ist denn nun wirklich die neue Richtung? 
Ist er nicht abgedroschen, der Knittelvers,
auf eine Art ja richtig pervers: 
man zeigt ja nur, dass mans irgendwie draufhat, 
Leichtigkeit, Spontaneität und sowas auch hat. 
Und das in nem Land, das mehr auf Geld setzt, 
und sein Industriezeug in alle Welt setzt. 

Natürlich kann man auch auf den Reim verzichten.
Zum Dichten ist er nicht notwendig. Mitnichten! 
Das habm ja schon viele vorgemacht, 
Poesie feinster Bauart zu Ohr gebracht. 
Warum ich hier reime nach alter Manier, 
ist mehr, dass ich sage: ach, traue dir 
doch einfach auch mal die alte Form zu, 
obwohl vielleicht Goethe sagt: dumme Kuh. 
Moment, sag ich dann, bin ein Ochse! 
Und er drauf: hast ja recht. Weiter! Rock sie! 
Land der Dichter-Ingenieure 
und der Denker-Konstrukteure! 
Land der phantasiebegabten Banker 
und der Fußballfahnenschwenker!

Ach, und wenn wir alle dann gut drauf sind,
gehts nur darum, dass ich heraus find,
wie wir´s in fünfundzwanzig Sprachen machen.
Das sind dann so Pfingstwundersachen.




Freitag, 13. September 2013

Mein Geländewagen

Man kann mit dem Geländewagen 
sich prima ins Gelände wagen. 
Doch mein Vehikel ist kein SUV, 
vertraue nicht dem blöden Suff. 
Und mein Gelände nicht der Acker, 
durch das ich mich verschaukelt racker. 
Denn setze ich mich in mein Fahrzeug, 
ist´s das, dass ich mich ganz und gar beug 
der hohen Macht des heilen Geistes, 
vielleicht dem heiligen, wer weiß es. 
Dann heb´m wir ab gleich von der Straße, 
breiten die Flügel aus zum Spaße 
und drehen bald drauf einen Looping 
mit gar nichts, was ja wohl ein Unding. 
Nur: dieses Fahrzeug bringt uns weiter, 
wir werden Grenzenüberschreiter. 
Wir fliegen in das lichte Land, 
das als Fantasia bekannt. 
Nur glaube keiner, dass es Flucht sei! 
Im Gegenteil, es ist der Fruchtbrei, 
der uns ernährt, beflügelt, kräftigt, 
uns mit dem Edelsten beschäftigt. 
Der Körper fühlt sich frisch durchpustet, 
es wird gelockert, was verkrustet, 
und fährt das Fahrzeug in die Sonne, 
entsteht statt Hitze reine Wonne. 
Mal segelt es zu dir ins Herz, 
mal bleibt es stehen nur zum Scherz, 
dann wieder ruckelt es gemächlich 
zum Ruhepol, genießbar täglich. 
Oh du mein Stolz, Geländewagen, 
ich übe, dich behend zu fahren.


Donnerstag, 12. September 2013

Die Front

Ich möchte an der Front sein 
und das will schon gekonnt sein. 
Weil Front ist Avantgarde 
und Avantgarde ist: was?

Tanzende Derwische vielleicht in Konya? 
Lässige DJ´s auf der Apollonia? 
Maler, die kein Bild mehr malen 
oder wenn, dann nur nach Zahlen? 
Tanzen ohne Kleidungsstücke? 
Gelbe Haare als Perücke? 
Oder ganz entblößt im Netz? 

Auf jeden Fall im Hier und Jetzt!

Ich reite auf dem Lichtstrahl 
ins unbekannte Nichts.
Such rhythmisch einen Richtstrahl, 
den Reim als Form des Lichts.
Und hab ich ihn gefunden, 
beleuchtet er die Front. 
Ich leck derweil die Wunden, 
vom ew´gen Licht besonnt. 
Vielleicht bin ich nicht ganz vorn, 
die Liebe noch versteckt.
Doch ist das Licht der Ansporn, 
der meinen Genius weckt. 
Und reiten erst wir alle, 
ein funkelnd buntes Heer,
entfaltet in dem Falle 
sich ein genialer Speer. 
Er heißt Befreite Liebe 
und brennt sein Herzensfeuer, 
verteilt entschiedne Hiebe, 
und jeder kostbar, teuer.



Mittwoch, 11. September 2013

Kollossal egal

Größe führt immer auch ein bisschen zu Blöße.
Wer sich besonders ausstellt, 
kann nicht vermeiden, dass er auffällt. 
Nur: Fehler, Vertracktes will man nicht zeigen, 
da sind wir alle ziemlich eigen. 
Man will nur die guten Seiten öffnen, 
was ja Sinn macht. 
Schwächen zeigen kommt ja von alleine, 
das bringen andere schon ins Reine. 
Da muss man sich keine Sorgen machen, 
irgendwas ist immer zum Lachen. 

Aber so, so kommt man doch nicht zur Wahrheit, 
irgendwas ermangelt immer der Klarheit! 
Wie kann man da je einen wahren Satz sagen, 
ohne dass einen permanent Skrupel plagen?

Man muss sich einfach fallen lassen,
muss schlicht verzichten auf die Tassen, 
die alle im Schrank der Vernunft sind  
und so wichtig bei der Brunft sind. 
Man muss eingestehen, dass man ein Depp ist, 
auch wenn man der Guardiola Pep ist. 
Denn nur durch diese dunkle Schranke 
betreten wir das helle Blanke. 
Wenn wir uns zeigen mit den Fehlern, 
befrein wir uns von unsern Quälern, 
die dann mit abgeschlafften Segeln 
sich selber aus dem Rennen kegeln. 
Drum hört, liebe Fauxpas-Vermeider: 
auch ich weiß nichts und weiß es, leider. 



Dienstag, 10. September 2013

Lotterleben

Gehörig aufpassen immer, dass man nicht abstürzt! 
Hacken zusammenhauen immer (was Leben abkürzt)! 
Mächtig gut drauf sein immer, um dabei zu sein! 
Schmächtige glorifizieren? Nimmer! Sind viel zu klein! 

Gefragt sind zum Beispiel Schweinshaxenfranken, 
die nicht an allzuviel Skrupeln kranken. 
Oder auch sturmfeste Niedersachsen, 
die eichengleich aus der Scholle wachsen. 

Auch hart arbeitende Schwaben sind nicht schlecht, 
die verschaffen dem Schaffen zu seinem Recht. 
Bayern in zünftigen Lederhosen 
wissen den Faulen den Marsch zu blosn. 

So wird was drauß, so spucken wir in die Händ, 
das isses, wie man die Deutschen kennt. 
Da kommen sie gern, die Investoren, 
so muntre Quellen anzubohren. 
Bloß teuer sind sie leider auch, 
drum schnell entsorgen nach Gebrauch.

Und dann beginnt das Lotterleben: 
vorbei das Karrierestreben. 
Vielleicht aber sieht man etwas anderes, 
dem Sinn vielleicht Verwandteres. 
Vielleicht wird Nichtstun attraktiv, 
weil irgendeine Sehnsucht rief 
nach bisher ganz verborgnen Schätzen, 
die man nicht findet nur im Hetzen. 
Muse, Poesie, Geist, Raffiness 
lugen hervor hinter Angst, Druck und Stress. 
Und was sich zeigt, ist höchst erstaunlich: 
nur Präzision ist hier erbaulich. 
Und ist sie da in hohem Maße, 
führt sie mitunter zur Ekstase.


Freitag, 6. September 2013

Lob der Maschine

Wie schnell ein Computer rechnen kann! 
Das Flugzeug: wie schnell es fliegen kann! 
Ein Bagger: wieviel er heben kann! 

Manche Maschinen sind so prächtig gebaut, 
dass der Mensch sich daneben kaum traut. 
Bescheiden steht er staunend davor, 
sie erscheinen ihm fast wie das Himmelstor, 
eröffnen die Welt der großen Leichtigkeit. 
Wie reist es sich da heiter befreit! 
Der Computer verknüpft behend alles Wissen. 
Der Jet strömt dahin, wir auf Ruhekissen. 
Stromgeneratoren nehmen die Muskelmühe, 
auf dass der Mensch endlich erblühe! 

Nur blüht er oder ist er Sklave? 
Folgt ihrn Befehlen brav wie Schafe, 
erfährt Natur nur über sie, 
in sich, in seinem Körper nie. 
Fragt vielmehr bang, ob absehbar 
der Rechner klüger wird als er je war. 

Ich seh den Rechner vor mir stehen, 
wie er bewusst den Mensch kann sehen 
und er sich sagt, sehr melancholisch leise, 
ein Mensch zu sein, lebendig weise, 
dazu werd ich es niemals bringen, 
in mir nur Chips und Drähte singen. 
In ihm dagegen schwirrt ein Leben, 
das sich selbst zeugt in stetem Weben 
und das er offensichtlich spürt, 
ihn weiter zur Entfaltung führt. 

Und was mich völlig niederschmettert, 
er dabei zu Beglückung klettert, 
so jedenfalls sind seine Worte, 
die ich in mir fragend verorte, 
und schlingt sich "Liebe" noch dazu, 
raubt mir´s, wär´s möglich, fast die Ruh.


 

Donnerstag, 5. September 2013

Lobeshymne

Wenn der Tag geht und die Nacht kommt 
oder die Nacht geht und der Tag kommt 
oder der Geist geht und die Nacht kommt 
oder die Nacht geht und der Geist kommt 
immer is irgendwas 

Aber so prächtig wie er ist keiner 
Und mit Sicherheit auch keiner reiner 
Er fühlt sich so großartig an, voller Kraft
Und sicher weiß ich, dass er nicht blafft 
Er ist die Quelle aller Lust 
Erschafft die breite Heldenbrust 
Belebt frisch alle Organe, 
zum Beispiel auch die Stimmmembrane 
Gibt meinem Herzen Liebeskraft, 
das so Frieden, Aussöhnung schafft 
Lässt staunenswertes Werk entstehen 
Lässt über alle Grenzen gehen 
Übt immer Treu und Redlichkeit, 
trotz aller Tradition befreit 
Schwenkt jubelnd leuchtend helle Fahnen 
Grüßt alle Nachkommenschaft und Ahnen 
Fliegt kurz mal in Hawaii vorbei: 
mit Ausgelassenheit ist er dabei 
Vergisst doch nie die ruhige Sammlung, 
ja, gibt die Ruhe jeder Handlung 

Nur fragt jetzt jemand, wer er ist, 
er alles um sich selbst vergisst.



Mittwoch, 4. September 2013

Vernünftige Worte

Ich möchte natürlich vernünftig sein. 
Anderes fiele mir wirklich nicht ein. 
Und trotzdem will ich manchmal über die Stränge schlagen, 
dann möcht ich auch mal richtig was Blödes sagen 
und weiß nicht, ist das dann im Sinn von Vernunft ganz schlecht, 
bestraft zu werden dafür billig und recht? 
Ich möchte auch manchmal eine quarzen 
oder tanzen, dass die Dielen knarzen. 
Ist das dann noch vernünftig und gut 
oder im Grunde schon Teufelsbrut? 
Oder wenn ich mal Lust auf Fressen habe, 
ist das dann Sünde, Verführungsgabe? 
Ich möchte doch wirklich vernünftig sein! 
Doch plötzlich erscheint mir Vernunft eher klein. 
Die wahre Größe scheint im Verführen zu stecken, 
Vernunftbollwerke in Brand zu stecken. 
Endlich mal frei von der Kandarre, 
wenn´s sein muss, auch mit einer Knarre! 
Wo ist die Kraft, Hilfe!, der Vernunft, 
nur schwache Mehrheitsübereinkunft?
Ok, es gibt den bösen Folgekater, 
man sieht den großen Einschlagkrater 
und denkt, o Gott, wie konnt ich nur! 
Gab der Vernunft den Treueschwur! 

Ist´s also das nur: aus Erfahrung klüger, 
Vernunft ein alter Kindsbetrüger? 
Ich sag mal so: wir sind ganz frei!
Vernunft jetzt oder Sophisterei?




Montag, 2. September 2013

authentisch

Authentisch 
ich bin so authentisch
er war nicht authentisch 
was ist denn authentisch verflixt noch mal 
authentisch ist das, was...
was? 
Von mir kommt 
von dir kommt 
von uns kommt 
von euch kommt 
Von wem kommt? 

Von ihm kommt

Vielleicht schlimm kommt
Vielleicht nimmt, nicht frommt.
Vielleicht schief kommt, nicht sehr tief kommt.
Vielleicht doof ist, schräg ist, völlig verquer, 
deswegen gar nicht kommen darf, fürchten´s  zu sehr.

Authentisch: ganz bei sich. 
Doch wo ist das Ich?
Entweicht beim Nachdenken zu einem Strich.
Es soll kommen, das Unkontrollierte,
das oft schon uns glücklich regierte.
Kein Auftrumpfer-Ich soll bestimmen,
wir woll´n so keine Höhen erklimmen.
Und können´s auch gar nicht, unerreichbar.
Ihm sich ergeben führt zur Reich-Bar
Doch ist es das, dies Wortgedrechsel?
Zu billig noch gelöster Wechsel!
Schaufeln noch tiefer nach Urgestein.
Nennen es Schiefer, schiefer muss sein.
Kann auch verworren zunächst klingen,
Vogelchöre auch durcheinander singen.
Und dennoch gehorchen sie höh´rer Intelligenz,
erscheinen beim Horchen in klarer Stringenz.
So etwas bringt die Authenzität,
in die man im Fluß hineingerät.
Wir spüren sie, ist sie da, als Leichtes,
als mühsam zwar mit Arbeit Erreichtes,
aber dann zwirbelt virtuos dieser Geist
Brücken, Häuser, Paläste und preist
sich selber dabei als Autor.
Als Erschaffer, Beleber, Konstruktor.
Und lacht dabei ein seliges Lachen,
weil jeder willkommen ist in solchem Nachen,
jeder eingeladen, sich selbst zu entdecken,
weil Geist-Qualitäten auch in ihm stecken,
jenseits von Ichs und Dus und Müllers Kuhs.
Veni creator spiritus!