Dienstag, 9. Dezember 2014

Vom Schenken und beschenkt Werden

Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr:
du sollst begossen werden
mit allem, was dir lieb ist, mehr
noch: ins Paradies auf Erden
will ich dich führen. Komm!
Geschenke gibt es dort in Fülle.
Du zweifelst, dass ich schon erklomm
des höchsten Gipfels ew´ge Hülle?
Dein Bild ist falsch, es ging nach unten,
dorthin, wo nichts ist außer höchste Not
und unsre freudvoll muntren, bunten
Trostspender alle tot.
Wo nichts ist außer grauem Mangel
und schmutz´ges Elend, Eiterbeulen
und endlos mühseligs Gerangel
um bisschen Fressen. Und ein Heulen.
Dort schenk ich dir, mein Allerliebster,
das Ticket in das Paradies,
wenn du mit mir an allertiefster
Stelle siehst, dass ich dich nie verließ.
Und alles Weitere nur geht mit Liebe
oder gar nicht und du Ordnungen siehst
statt sinnlos gierigem Geschiebe,
die staunend du als Heimat liest.



    

Freitag, 5. Dezember 2014

Vorweihnachtszeit

Geschenke sind das, wonach wir lechzen,
aber es ist nicht so, dass immer was kommt.
Auch wenn wir "bitte!" und "hilf!" und so krächzen:
selbst dem Frommen nicht immer Geschenktes frommt.
Manchmal muss man sich recht bemühen,
es hakt. Und es zwickt die Erkenntnis,
dass hartes Arbeiten nur, bis zum Glühen,
treibt hervor, was in uns tief ersehnt ist.
Die Schwächsten treiben die Arbeit voran,
sie zücken das Schwert keck zum Kampf.
Und weicht auch das Ziel jedem Schlag, wo es kann,
wir kämpfen mit, weil wir müssen, trotz Krampf.
Erst dann, wenn wir alles mit Mühe bewegt haben
und wir ratlos im Felde feststecken,
kommt vielleicht eine Taube. Und noch im Wehklagen
kann ihr Flügelschlag uns plötzlich erwecken.
Vielleicht ist es nicht, was wir Geschenk dann nennen,
nur Zufall, ein leichter Hauch,
doch offenbar ist zu Ende das hilflose Rennen.
Nur Zufall, nicht Göttergeschenk auch?