Donnerstag, 14. März 2013

Haushoch überlegen

So schön! So schön! So schön! 
Was normalerweise einfach schrecklich, hässlich, grauenhaft, jetzt ist es einfach großartig! Schön halt. 
Nur was?
Fehlt doch das Entscheidende: der Inhalt. Blumen beispielsweise sind schön, meistens. Irgendwann verwelken sie, dann sind sie nicht mehr schön. Das wäre dann der umgekehrte Verlauf, der normale sozusagen. Aber hier: erst hässlich, dann schön. Vorher - nachher. Schönheitsoperation vielleicht? Vorher hässlich, irgendwelche Macken im Gesicht, am Po oder  weiß der Himmel wo. Dann weggemacht und schön. Aber natürlich Zweifel ob dieser Art von Schönheit. Enthusiasmus, Ausrufe der Entzückung: Fehlanzeige. Man ist bestenfalls zufrieden, dass es einigermaßen geklappt hat. Man nicht schlimmer aussieht als vorher und man sich sehen lassen kann unter den Leuten. 
Inhalt Inhalt! Vielleicht ein Schmetterling, gestern noch Larve, verpuppt, heute fliegendes Wunder? Wobei die Hässlichkeit der Larve nun wieder angezweifelt werden kann. Ist eine Spinne hässlich? Oder der Tasmanische Teufel? Oder ein Krokodil? Das lassen wir mal offen. Zweifel sind jedenfalls angebracht, genauso wie bei der Schönheit im Chirurgiefall. 
Was also?! 
Seele?
Besser vielleicht: von seelenlos zu selig? 
Normalerweise fordert die Achtsamkeit eine sorgfältige Handhabung der Pfeile und des Bogens vom Jäger, will er etwas nach hause bringen. Seine Waffe, zum Töten gemacht, kann man in Museen bewundern, gehörige Zeit später. Seine Bewegungen, seine Schritte und 

... zerbrochene Gedanken, zerstückelt wie ein zerstörtes Mosaik. Wie panzerüberrollte Fluren, Geröllfelder der Ideen. Eine Wüste kahler Ideen. Hässliches Gewusel halbgarer Bilder. Schnittspuren gewalttätiger Gedankenblitze. Rostfarbene Haufen von ehemaligen Feinbildern. Schummrige Knäuel von Gewächs, Gestrüpp und Kanonenkugeln beispielsweise. Seelenlos also könnte man sagen, wäre nicht die Benennung schon fast selbst zuviel. Auferstehung also wäre nötig, das Einzige, was in so einer Situation noch hilft. Wär nicht alles dieses Sagen so unendlich geschmacklos und versaut. Hoffnungslos bis in die Puppen. Gnadenlos falsch und zum Kotzen. 


Resurrexit! Resurrexit!  

In diesem Augenblick? Warum? Aber es zwitschert wie eine ungeheure Vogelschar. Fliegt auf wie ein soeben aufgebrochener Bienenschwarm. Jauchzt ein bisschen zusammen mit der Missa, kugelt sich als Lachmonster ein paar Sekunden und plustert sich dann auf wie ein roter Ballon. Auferstanden? Wer was wo? Die Seele natürlich, sie lacht, als ob´s ein Scherz gewesen wäre, als ob das Elend nicht gegolten hätte. Faustdick hinter den Ohren, das Biest. Wohin wohin? Nach draußen, in die Weite des Himmels? In die Herzen der Menschen, in die Grauzonen des Elends? Da fliegst du wie ein Schmetterlingsadler frohgemut? Wie eine schneeweiße Taube, die noch ruft: ist alles nicht so wild? Du maßt dich an, alle zu umarmen? Zu liebkosen, zu befreien? Lachst darob nur, als ob es nichts wär? Singst ein fröhliches Lied, als ob fröhliche-Lieder-singen der Grundkurs der Existenz sei? Verzweifelst nicht, an nichts, überhaupt nicht? Hörst kaum zu vor hellichtem Lachen? Oh Seele, du Wunderbringerin, Hüterin des verborgenen Glücks. Quadrate, Kreise, Oktogone schneidest in den Himmel mit deiner Verzückungssymphonie. Befruchtest ganze Völker mit deiner Hokuspokusphantasie. Und sagst, ist der reinste Zauber mit Ewigkeitsgarantie? Ach komm, du Angeberin der allerschönsten Art! Bist unbescheiden, kommst du erst in Fahrt. Hollerdiho singst du wie weiland die Burschen. 
Dann nimm mich mit, will dir gehorchen! 

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