Dienstag, 11. Juni 2013

Beschwerde

Nun sag ich mal wie Papst Franziskus, man darf auch mal hadern mit Gott. Die Liebe zu suchen ist ja schön und gut, sie aber zu finden, also die allumfassende, zu jedem Menschen, zu jedem Lebewesen, das ist dann schon, wie soll ich sagen, fast übermenschlich. Man muss eigentlich dabei Schiffbruch erleiden. Und dann kommt das Hadern, und zwar mit Gott, weil der ja eigentlich für diese Art der Liebe, die allumfassende, die weltumspannende, zuständig ist. Und schenkt er sie einem nicht, obwohl man ja darum gefleht und gerungen hat, dann kommen die Vorwürfe. Oder die Abwendung, das Verwerfen der Gottesidee: Es gibt ihn schlicht und einfach nicht. Es war der verständliche Glaube an das Gute, Wahre und Schöne, der einen Gott geschaffen hat, der dieses verkörpert und ihm zum Durchbruch verhilft. Aber dass der Mensch sich solche Gedankenkonstrukte erschafft, ist nicht verwunderlich angesichts seiner oftmals hoffnungslosen Lage. Besser ist es also, so die Schlussfolgerung, mit dem menschlichen Elend und dem irdischen Jammertal zurechtzukommen bzw. es schrittweise, so weit es geht, erträglich zu machen.

Nur kann ich den Blick nicht abwenden vom Schönen. Das Schöne zieht mich unwiderstehlich an. Und ich kann es in seiner Tiefe nicht verstehen, nur bewundern. Das Schöne in der Natur, in den Augen eines Menschen, im Lächeln, das über ein Antlitz huscht. Und ich kann die Hoffnung nicht aufgeben, dieser Schönheit nahe zu kommen, Teil von ihr zu werden, selbst davon etwas ausstrahlen zu können in die Welt. Und ich kann den Gedanken der Liebe nicht aufgeben, deren Ausdruck die Schönheit ist, die Liebe, die hinter all dieser Schönheit als Quelle steht. Und ich weiß keinen anderen Weg zu dieser Schönheit und Liebe als den, sich ihr hinzugeben und sich in sie fallen zu lassen. Denn sie scheint mir nicht herstellbar, nicht erschaffbar im Sinne einer ingenieurhaften Herangehensweise, sondern nur zulassbar, entstehbar in unserem Innern, wachsbar wie die Blume auf der Wiese. Und je mehr sie wächst, erfüllt sie mein Inneres und beginnt aus mir herauszuschauen und die Frage, wo die Liebe sei, mit einem Lächeln zu ignorieren. 




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