Montag, 7. Oktober 2013

Die große Frage

Ein kugelrunder, großer Mann 
greift ganz behend den Türgriff an, 
verliert dabei die Contenance 
und fällt, warum nur? schnell in Trance. 

Er kippt vornüber wie ein Stuhl, 
fast schon geräuschlos, somnambul,  
und kugelt dann gleich einem Ball 
dahin. Es ist ein Dauerfall. 

Er hat die Beine eingezogen, 
sein Rücken ist ganz rund gebogen 
und seine Arme liegen an, 
ein süßer runder Kugelmann. 

Er gibt sich frei zum Rumgekicke, 
postiert sich nicht mehr, nichts mehr Knigge, 
und rollt dahin, frei, willenlos, 
ganz eins mit sich und seinem Los.

Und doch fehlt ihm die Kraft im Schritt, 
die Kugel dort nimmt ihn nicht mit, 
er kann nicht aus ihr raus betören, 
kann nicht vertrauend auf sie hören. 

Belebt nicht stark seine Umgebung, 
setzt mehr im Fallen auf Vergebung. 
Wie schön wäre er ganz entfaltet, 
so dass nur Eros in ihm waltet. 

Er jenen Türgriff kraftvoll fasste, 
weil es auch seinem Gott so passte, 
und er - Geist, Seele, Körper einig - 
sich ausstreckte, All umfasste, ein Ich.

Das liebt, das zeugt, das greift weit aus 
in lebensvollem Saus und Braus. 
Und alle seine Spuren zeugten 
vom Menschen, den nicht andre beugten. 

Oh, wie würden wir solchen küssen, 
mit freier Brust, nicht weil wir müssten. 
Wie würde solch ein Held geliebt, 
weil er uns selbst ins Helle schiebt 
in sanft selbstvorbildlicher Weise, 
ein Guide auf unsrer Lebensreise.


   

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