Freitag, 30. August 2013

Sysiphos

Singuläre, alternativlose Zeit. 
Wir haben keine andere Zeit. 
Also nutzen wir sie und schieben immer wieder denselben Stein den Berg hinauf. 
Er wird mit Sicherheit später wieder hinunterrollen, 
weil die Spitze des Berges sehr spitz ist 
und der Stein groß, so groß und schwer wie wir selbst. 
Aber die Kräfte nehmen zu für das Hinaufrollen. 
Man kann nicht unbedingt sagen, dass es leichter geht; 
der Stein scheint im selben Maße an Gewicht zuzunehmen wie unsere Kräfte wachsen, aber das Schieben und Drücken und Pressen macht zunehmend Spaß, 
ja, im Schieben und Drücken und Pressen kommt zunehmend eine Gelassenheit auf, 
die schon fast dem Nichtstun gleichkommt. 
Man könnte sagen, der Stein rollt von alleine den Berg hinauf, 
indem unsere Kräfte von alleine an ihm wirken. 
Die Lust, die eigenen Kräfte am Stein wirken zu sehen, wächst kontinuierlich. 
Die scheinbare Vergeblichkeit rückt in den Hintergrund. 
Es ist das Schieben und Drücken und Pressen an sich. 
Ist Sysiphos ein Masochist? 
Er hat das Schieben und Drücken und Pressen in reine Lust verwandelt, 
die ihm genauso viel, im Grunde mehr, bedeutet als z.B. 
auf dem Schlitten hinter dem Stein den Berg hinunterfahren 
oder oben auf dem Berg sitzen und in die Runde schauen. 
Ihm ist das Hinaufrollen, das oben-Sitzen und das hinter-dem-Stein-wieder-ins-Tal-Müssen zur Lust geworden. 
Und er kann jedem sagen, der vor sich den Stein hat und den Berg und aus dessen Stirn die Schweißperlen treten: 
fürchte dich nicht, just do it!


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