Freitag, 30. August 2013

Sysiphos

Singuläre, alternativlose Zeit. 
Wir haben keine andere Zeit. 
Also nutzen wir sie und schieben immer wieder denselben Stein den Berg hinauf. 
Er wird mit Sicherheit später wieder hinunterrollen, 
weil die Spitze des Berges sehr spitz ist 
und der Stein groß, so groß und schwer wie wir selbst. 
Aber die Kräfte nehmen zu für das Hinaufrollen. 
Man kann nicht unbedingt sagen, dass es leichter geht; 
der Stein scheint im selben Maße an Gewicht zuzunehmen wie unsere Kräfte wachsen, aber das Schieben und Drücken und Pressen macht zunehmend Spaß, 
ja, im Schieben und Drücken und Pressen kommt zunehmend eine Gelassenheit auf, 
die schon fast dem Nichtstun gleichkommt. 
Man könnte sagen, der Stein rollt von alleine den Berg hinauf, 
indem unsere Kräfte von alleine an ihm wirken. 
Die Lust, die eigenen Kräfte am Stein wirken zu sehen, wächst kontinuierlich. 
Die scheinbare Vergeblichkeit rückt in den Hintergrund. 
Es ist das Schieben und Drücken und Pressen an sich. 
Ist Sysiphos ein Masochist? 
Er hat das Schieben und Drücken und Pressen in reine Lust verwandelt, 
die ihm genauso viel, im Grunde mehr, bedeutet als z.B. 
auf dem Schlitten hinter dem Stein den Berg hinunterfahren 
oder oben auf dem Berg sitzen und in die Runde schauen. 
Ihm ist das Hinaufrollen, das oben-Sitzen und das hinter-dem-Stein-wieder-ins-Tal-Müssen zur Lust geworden. 
Und er kann jedem sagen, der vor sich den Stein hat und den Berg und aus dessen Stirn die Schweißperlen treten: 
fürchte dich nicht, just do it!


Donnerstag, 29. August 2013

Systemkonform

Schmelztiegel erleben 
Petitessen verschraubt 
Scherben aufgehoben 
Putzkolonnen verscheucht 
immer war was zu tun 
Und die Sendungsbewussten orgelten 
ihr schwer verständliches Kauderwelsch nach draußen oder oben. 
Ich bin so frei und orgle mit. 

Was segle ich in Altbekanntes, 
verschaukle pflegeleicht Vergrautes?! 
Mich kümmert nur der helle Spalt. 
Komm ich nicht dorthin, werd ich alt. 
Mich schert der Sinn nur irgendwie, 
manchmal zu sehen, mal visavis. 
Dann sag ich: sei´s drum, was versteh ich?! 
Die Welt erzeugt so viel und dreht sich. 
Mein Sinn allein ist: etwas machen, 
am besten etwas, was zum Lachen, 
vielleicht auch nur zum Weinen ist, 
aber eindeutig die Segel hisst, 
die Fahnen schwenkt, ruft hihaho:
wir leben und wir danken´s froh. 
Wir schwärmen aus zu dir, Extase, 
und fragen nicht, ist´s nur ne Blase. 
Wir wollen Trübsinn so verscheuchen, 
die faule Luft aus unsern Bäuchen 
ausblasen, 
rauslassen, 
entweichen lassen. 
Und wir sehen:
es stinkt nur kurz, dann ist uns wohl 
wie nach Verzehr von Blumenkohl. 
Ist dann der Weg zu dir erst frei, 
ist mir das Wie fast einerlei. 
Ich gehe ihn mit froher Brust, 
im ganzen Körper voller Lust. 
Die Zunge spürt den Speichel fließen, 
die Lunge mag die Luft genießen 
und zähl ich mehr vom Körper auf 
ist es nur alles wohl´ger Lauf. 
Drum kann ich dich kraftvoll umarmen 
mit breiter Brust und starken Armen. 
Auch stört mich dieser Gleichlaut kaum, 
verzeih mir selbst, verschaff mir Raum. 
So wie ich dir selbst auch verzeihe, 
Großzügigkeit ist an der Reihe! 
So fliegen wir wie Chagalls Paare 
als unsre eigenen Traualtare. 
Und landen in Unendlichkeit, 
die Liebe ist dazu bereit.



Mittwoch, 28. August 2013

Schöne Frauen

Verpackungsmaterial kommt in den Müll, 
sobald es seinen Dienst getan hat. 
Goldfedern, edle Perlen, Tüll 
sind eben weg, wenn eine Frau nichts anhat. 
Spricht dann die Haut, das Haar, die edle Form, 
ist die Erzählung schon mal klarer. 
Es springt das Leibliche aus seiner Norm
und wird zum echten Offenbarer.

Was ist die Schönheit einer Frau?
Ist es der ideale Körperbau,
die Augen tief und unergründlich,
ihr Sprechen - schriftlich oder mündlich?

Ist es der rechte Augenblick denn nur,
wenn ein Bonmot ein Lächeln zaubert,
oder ist es äußere Form pur,
weiblicher Formwille, der nicht zaudert.

Bin ich es, der sich in ihr spiegelt,
sich selbst nur sieht in klarem See?
Dann wäre Schönheit nur Narzissmus,
obschon ich sie bei andern seh.

Gehorsam will ich dazu stammeln
und Brocken, wilde, dazu sammeln.
Und sagen, Schönheit ist im frechen
geradeaus und Wahrheit Sprechen. 
Wenn dann das Auge blitzt begeistert,
ist es zumindest nicht verkleistert.
Und ist es ihrs und meins zugleich,
erahnen wir das Himmelreich.
Dann sehe ich vielleicht die Brüste,
Sie wecken in mir Tastgelüste.
Auch in der Hose regt sich was
und klingelt raus zu noch mehr Spaß.
Die Frau wird schön vor meiner Nase,
verkündet schon heimlich Extase.
Ihr Hals, die Nase, Kinn und Po
singen solch Lieder ebenso.
Sie ist so schön und für mich da,
vorausgesetzt, dass ich mich nah.
Und Liebe, Schönheit werden eins,
sind die Verwandlung äußren Scheins. 




Dienstag, 27. August 2013

Hammerfest

Der Pfropfen muss gelöst werden, muss aus der Flasche. 
Aber wie? 
Schallmeien locken immer wieder, was zu tun. 
Wo aber ist der Korkenzieher? 
Nudeln nur nützt ja nichts. 
Wunder möchte man erleben. 
Dass aus Nichts Was werde. 

Man muss warten, bis er hammerfest ist, 
nicht nur der hängende Rest ist, 
bis das Leben sich in ihm regt, 
der Atem ganz ruhig ihn dabei pflegt, 
bis er sich ausstreckt in die Welt, 
es ihm entspannt darin gefällt, 
bis er sich jedem zeigen will 
durch Schöpfung, selbst aber still. 

Er bläht sich auf bis an die Ränder, 
berührt so aller Herren Länder. 
Er leuchtet, größer, alles aus, 
sieht soviel Platz in seinem Haus, 
verschlingt Verqueres ohne Rückstand, 
zeugt Harmonie mit leichter Glückshand, 
strömt ungehindert in die Seelen, 
kann ihre Mitte nicht verfehlen, 
legt einen Zauber über alles, 
o ja, es ist der Fall des Falles. 

Im Augenblick sanfter Berührung 
gehorcht die Seele höh´rer Führung, 
ergibt sich willenlos dem Einen, 
ihr letzter Wille ist: vereinen. 
Dann brausen wilde Ströme auf, 
sie feiert nur den wilden Lauf, 
erquickt sich nur im Rasen, Stürzen, 
will nichts davon um nichts verkürzen. 
Mit brennender stoischer Ruhe
verlässt sie alles Blindgetue
und schaut nur auf das Wesentliche.
Erfährt sich so als Flehentliche:
dass dieses so nie enden möge,
sie so damit unendlich flöge.
Und tut es auch, setzt es so fort.
Nur: heute hier und morgen dort.



Montag, 26. August 2013

Die phrygischen Reiter

Pelzmäntel kaufen macht keinen Sinn 
Honduras 
selbst in der Wüste 
krampfhaft verliert der Sinn seine Haltung und steuert ins Uferlose 
fesche Madelrn entblößen ihre Brüste am Herrgottsacker 
hocken hernach mit eingewickelten Haaren auf der Brüstung 
Tohuwabohu stinkt bestialisch nach Kuhdung 
flippert noch ein wenig herum 
sicher ist nichts, nicht der Alltag 
Feten helfen da nicht 

Groß und erhaben schickt göttliche Kraft Energie aus 
beschenkt jeden Zwerg oder Meier 
schwuchtelt nicht vergessen ohne Wirkung 
sondern greift satt geräuschvoll in die Tasten 
schlägt laut vernehmbar die fette Trommel 
und hustet niemals verlegen 
Säubert Rostflecken vom blanken Eisen 
poliert unverdrossen, bis es blinkt 
schluckt Rückschläge, Einkerbungen, Angriffe 
ohne mit der Wimper zu zucken 
postiert sich in der Mitte der Zeit 
faltet sich aus wie eine Blume 
erfreut sich an seiner erhabenen Schönheit 
und prustet vor Lachen bei Kritik 
Korreliert verzückt mit Kompositionen, 
die im selben Raum breit aufgestellt sind




Freitag, 23. August 2013

Schonzeit

Quicklebendig strolcht ein Pfau herum 
auf Ausnahmen kann er pfeifen 
schicksalsergeben trommelt er auf seine kleine Pauke 
Hornissen, die immer mal wieder in die Quere summen, geben Anlass zur Vorsicht, 
doch er weiß mit der Natur umzugehen 
Ketzer kapitulieren



Mittwoch, 21. August 2013

Ich schwöre

Manchmal weiß ich nicht, was Liebe ist, 
Dann denk ich, Leben ist doch einfach Mist. 
Jedenfalls meines: komplett verhauen. 
Und Schuld waren vor allem die Frauen. 
Da hat mich die Liebe voll reingeritten, 
bin dadurch vom rechten Weg abgeglitten. 

Aber dann denk ich: 
die Liebe kann es doch nicht sein, 
ist sie nicht unser stärkstes Bein? 
Ist sie nicht das, was uns erhebt, 
was man als Edelstes erlebt? 

Nun gut, so kann man schon brav reden, 
vergisst man einfach nur die Fehden, 
die mit der Liebe immer kommen. 
Am End ist alles dann zerronnen.
Drum: Liebe ist mir recht suspekt, 
weil sie so schöne Hoffnung weckt. 

Doch wart ich mal und denke nach, 
find ich es blöd, wie ich grad sprach. 
Dann find ich Zweifel an der Liebe dumm, 
ist sie denn schuld, dass ich verstumm? 

Die Liebe öffnet doch allein die Herzen, 
sodass man reimt darauf nicht Schmerzen, 
sondern in freie Zonen fliegt, 
dort Happen von ganz Neuem kriegt, 
nein, eintaucht in die freie Welt, 
die reiner Geist strahlend erhellt. 

Dorthin gezogen reisst das Band, 
das Liebe nur um Paare wand. 
Ich fühl es, hier ist Liebe das, 
was alles Tun bestimmt, und Hass 
ist hier eine Erinnerung an frühre Zeiten, 
nichts lässt sich hier davon noch leiten. 
Oh, wie sie tragen, diese Flügel, 
über die Wälder, Seen und Hügel!




Dienstag, 20. August 2013

Liebe in den Zeiten von Wahlen

Ich möchte etwas sagen, was so richtig reinplatzt, 
den lauen Wahlkampf mal so richtig einmatscht, 
wo endlich was passiert, was uns so richtig anmacht, 
wo man das Gefühl hat, dass einen das Schicksal anlacht. 
Wo`so richtig Spaß macht, wieder was von Politik zu hören, 
und es nicht schlimm ist, sich gehörig zu empören, 
wo man das Gefühl hat, da zieht man wieder an einem Strang, 
da geht was vorwärts, da spüren wir Drang. 

Aber momentan ist der Wahlkampf wie ne alte Zitrone: 
ausgepresst, Vision nicht die Bohne. 
Verkniffene Lippen nur allenthalben, 
nichts zu sehen von munteren Schwalben. 
Oder sind´s die gelangweilten Medien, 
die so tun, als fehlten eh die Ideen? 
Ich möchte mal wieder mitgerissen werden 
von feurigen Rednern, die die Alten beerben. 
Die in geschliffenen Sätzen etwas auf den Punkt bringen 
und dennoch nicht routiniert nur und rund klingen. 

Man muss eben einfach selbst etwas wagen 
und nicht nur Mangel an Konsum beklagen.


Montag, 19. August 2013

Tröstung

Gelb, unkonzentriert, mit weiten Vorhängen 
Vögel, die nichts wissen und nichts wollen 
Abtritte, wo das Scheißen egal ist 
Flohmärkte mit überbordendem Tingeltangel 
Busfahrten mit nervtötendem Schaukruckeln 
Trockenfutter in schier endlosen Regalen 
Anstehen an Frittenbuden 
Treibsätze, hoffnungslos durchfeuchtet 

META ATEM
um sich wieder zu spüren,
Auseinanderlaufendes zusammenzuführen,
Geschmack wieder auf die Zunge zu kriegen,
das Wahre und Gute in einem nicht zu verbiegen,
Worte zu wählen und klar auszusprechen,
in die falsche Richtung Laufendes früh abzubrechen,
glücklich die Kraft in sich zu fühlen,
und dunkle Flecken wegzuspülen,
das Weite zu suchen und auch zu finden,
aus falschen Abhängigkeiten sich zu winden,
das Herz zur Umarmung freizugeben,
und es so ein Stück zum Himmel zu heben.




Donnerstag, 15. August 2013

Dermatologische Untersuchung

Chronologisch müsste man folgendermaßen vorgehen 
klaustrophobische Anzeichen 
ich will ficken, sonst nichts 
burschikose Umarmung  
Schönfärberei  
dramaturgische Unberechenbarkeit 
hallo du da  
Marmorstein und Eisen bricht 
Petzi, Pelle und Pingo 
Materialfluß 
Soldatenfriedhof im Umbruch 
Schweinssülze 
     Es geht nur um die Liebe 
Feuerwehrhauptmann 
Paternoster 
     Die Liebe muss man erringen 
Schluckauf 
Kontoauszüge 
pockennarbige Gesichter 
Korallenriff 
komm, jetzt gehen wir ins Bett 
schau da, der Grünspecht 
Pfahlwurzeln, die so tief gehen 
Kakerlaken igitt 
Taubenschiss 
Moment mal 
schieß doch einfach 
fußkrank gehört nicht dazu 
faselt etwas 
Pistaziengrün 
Senfgurken im Glas 
geh mir weg 
in erhabener Schönheit 
jetzt ham wers 
Fennenlohe 
setz mal den Hut auf 
fuck 
schrei doch nicht so 
Armbruster 
Koryphäen 
dreimal darfst du raten 
Speck aus Südtirol 
filigrane Wertarbeit 
Schickimicki 
Seraphim 
jetzt bin ich da, wo ich schon mal war 
Theatervorhang fällt 


Und die Liebe breitet sich aus 
greift um sich 
erfasst deine Zunge 
schmiegt sich in deine Weichteile 
erfasst deine Ohren 
zementiert nichts oder alles 
löscht die Begierden 
Fabrikneugeruch und Veilchenduft verschmelzen 
Trommelfelle sind weit nach ihr ausgerichtet 
schmatzende Küsse segeln zu jeder Seele 
kosmodromitische Salti mortali verschlingen sich mit Zuckerhüten 
Oh, wo ist der Schlingelapostel, der sein Lachen nicht mehr zurückhalten kann 
Eiertanz der ganz besonderen Art 
Sockenhalter hängen triumphalistisch aus den Gucklöchern 
Wo ist einer, der noch nicht die Liebe erfahren hat, er möge die Zunge herausstrecken, dass wir sie küssen 
Onaninaturen, ihr seid herzlich willkommen 
Bäderarchitektur funkelt augenzwinkernd von den Bergen herab 
Trockendocks trocknen 
Mein Garten ist mir so heilig 
Und du? Ich muss dich küssen und ich tu´s






Mittwoch, 14. August 2013

Simplifizierung

Die Welt ist groß und sehr kompliziert. 
Wir sehn, dass sie ständig Neues gebiert. 
Darin sich zurechtzufinden ist äußerst schwierig. 
Dennoch versuch ich´s, bin drauf begierig. 

Lese Zeitung, auch Bücher, und sehe fern, 
auch Filme schau ich im Kino gern. 
Bisweilen glaub ich was zu verstehen, 
meine, Zusammenhänge deutlich zu sehen. 

Nur: schau ich auf mein eigenes Tun, 
gewahr ich mehr ein blindes Huhn. 
Warum kommt jetzt dieser Gedanke? 
Warum besteht dorthin die Schranke? 

Warum kann ich jetzt A so lieben 
und B ist mir ganz fremd geblieben? 
Warum fällt mir ein Reim jetzt ein 
oder auch nicht, kann auch sein? 

Ich weiß es nicht und kann´s nicht wissen. 
Dieses Nichtwissen will ich nicht missen. 
Es bleibt ein Geheimnis, das ich liebe. 
Schön wäre es, wenn es so bliebe.



Dienstag, 13. August 2013

Balustrade

Bin ich ein Nichts oder bin ich ein Gott?
Oder ist dieses Ich des Geistes Spott? 
Was ist mit Reinkarnation? 
Leben wir noch mal oder war's das schon? 

So viele Fragen werden heut breit gestellt, 
wie soll man wissen, wie`s sich verhält? 

Wir können nicht jenseits des Todes schauen, 
auch wenn wir auf ewiges Leben bauen. 
Und glauben wir, mit dem Tod sei´s zu Ende, 
- wir sind nicht gefeit vor überraschender Wende. 

Für mich folgt daraus der einfache Satz: 
entdeck immer mehr den zugänglichen Schatz, 
dann findet das andere auch seinen Platz.


Freitag, 9. August 2013

Von der Kühnheit der Gedanken

Die Gedanken sind frei, heißt es im Lied. 
Und? Schießen ins Kraut, wenn nichts geschieht. 
Man muss sie an die Kandarre nehmen. 
Doch welche Zügel bei welchen Themen? 

Gibt´s Grenzen, an denen die Freiheit aufhört, 
an denen Freiheit das Denken auch stört? 
Denken geschieht immer im Kontext, 
der Gesellschaft, einer Sprache, eines Konzepts. 
Davon ist Denken niemals frei, 
sonst wär´s Synapsenschalterei. 
Menschliches Denken jedoch ist mehr 
als Fahrt im Algorithmenmeer. 
Vor allen Dingen hat´s ein Ziel: 
Glückseligkeit im freien Spiel. 
Der Mensch strebt endlich nur zur Freude. 
Freiheit ist da die Statik im Gebäude. 
So wie die Erde schwebt im Raum 
fügt sich das Denken in den Zaum 
letztendlich einer göttlich aufgespannten Ordnung. 
Freiheit ist da die gehorsame Ortung 
des alles erreichenden höchsten Willens, 
Gedanken die Milch eines göttlichen Stillens.




Mittwoch, 7. August 2013

Kraft der Worte

Jede Silbe, lang oder kurz, 
braucht Geschmack, sonst ist sie Furz. 

In welche Regionen der Geist sich auch aufschwingt, 
bedeutet es nichts, wenn er nicht eindringt 
in die Felder der Energie, 
auf denen Laute die Symphonie 
des Lebendigen verkünden. 
Und der Sprecher, sie fassend, ins Sein sich vermählt, 
sein Energie-Selbst sich so herausschält 
und strahlend allmählich Sein feiert, 
mit Lust auf der Zunge fein steuert 
das Werden der Welt in der Sprache. 

Entstehung, Erschaffung, Entfaltung: 
Gärtnern ist dabei die Haltung. 
Sehen, wie die Formen sich gebären 
zu gleichsam Stengeln, Blättern, Ähren. 
Dabei nur pflegen, behüten, zulassen, 
vielleicht verstehen, wie sie zusammenpassen. 
Störendes eventuell entsorgen, 
vielleicht aber bewahren für morgen. 

Und schön wären verschmutzte Themen, 
die sich so wandelten von bequemen, 
allseits beliebten Haudrauf-Ärgernissen 
zu lustvoll erlebten Sprachleckerbissen. 

Wo das Herz sich dann befreit fühlt, 
weil ein Feind weniger im Streit wühlt. 
Sprachkraft wird dann wertgeschätzt, 
weil der Eros sie benetzt. 


  

Dienstag, 6. August 2013

Rockschößlinge

Zwiebel Gebärmutter Dampfkochtopf Malermeister Schildwache Herrmannsdenkmal... 

Die weite enzyklopädische Welt 
nur schwach meinen Geist erhellt. 
Was mich glücklich macht, 
ist nur die Liebe, 
mit oder ohne Wissensgetriebe. 

Nur, wie komme ich zu ihr, 
sagenhaftes Fabeltier? 
Bin im Suchen kein Experte, 
warte mehr auf die Offerte, 
die mir irgendwer, Gott? macht. 
Wird mein Leben gar bewacht? 

Nein, zuviel Idyll-Gedanken, 
Liebe ist jenseits der Schranken, 
die mein graues Leben zieht, 
fern und fremd, Sehnsuchts-Gebiet. 

Hier gibt es nur dich, den Leser, 
diesseitiger Reichsverweser. 
Du findst meine Verse dumm, 
konventionell und ohne Mumm. 

Müsste wie die Bachmann schreiben, 
Dichtkunst eben weiter treiben. 
Worte, Sätze meisternd kneten, 
sprachelegant zur Gottheit beten. 
Dann würde der Funken zünden, 
Autor-Leser-Bünde gründen. 

Dennoch glaube ich daran, 
dass es Liebe geben kann. 
Ja, du bist mein Weggefährte, 
dessen Liebe mich erhörte.


Freitag, 2. August 2013

Ein Gedicht zu Edward Snowden

Was kümmert mich die NSA?! 
So wenig wie die USA! 
So könnt ich schreiben und mich wegdrehn, 
könnte mit vielen einfach wegsehn. 
Allein mich ärgert schon die Macht, 
wie der US-Staat uns bewacht, 
jeden und alle frech beschnüffelt, 
mit Technikfusel sich besüffelt 
und dann den Snowden, tapfrer Freak, 
behandelt wie den Feind im Krieg. 
Die Terroristen können lachen: 
Amerika kanns selber machen, 
es bringt den Rechtsstaat grade um, 
auch ohn` al Qaidas Derbkrawumm.



Donnerstag, 1. August 2013

Röstkartoffeln u.a.

Oh Du Gottheit, lass mich ein Wort hören, das es wert ist gesagt zu werden!

Filzlaus, dieses Wort? 

Aber die Filzlaus interessiert mich doch nicht, 
was macht eine Filzlaus in einem Gedicht? 
Oder ist sie der Puzzlestein zu etwas Größerem 
oder der Auftakt zu etwas Böserem? 
Jedenfalls verführt sie mich zum Reimen 
und zwar zu deutlich schwachen Keimen. 
Da sprießt kein Baum und keine Blüte. 
Die Filzlaus zeugt nur alte Hüte. 
Drum fort mit dir, du Ungeziefer, 
mit dir wird meine Sprache schiefer 
von Wort zu Wort und Satz zu Satz, 
nichts Hehres hat darin mehr Platz. 
Ich aber will zu Himmelssphären 
hinauf, hinüber, such nach Fähren, 
die mich ins Land der Sel´gen bringen. 
Doch, sicher, kann ich´s nicht erzwingen. 
Drum, schön, ergeb ich mich der Filzlaus, 
und dieser Post geht etwas wild aus.