Donnerstag, 20. Februar 2014

Portrait

Maria (ich nenn dich mal so), beim ersten Hinsehen dacht ich, ach Gott,
warum war die nie auf der Straße, setzt keiner die auf den Pott,
die weiß nicht, was Blues ist, was Dreck und echte Schmerzen,
ganz unberührt ist sie, singt Belcanto nur in Terzen.
O.k., ich nenn dich Maria, weil du wie eine Madonna aussahst,
in Holz geschnitzt, Mittelalter, Unschuld angemaßt.
So kann man nicht aussehen, dacht ich, als Mensch in der Welt,
das ist eine Orchidee, der´s im Paradiesgarten gefällt.
Doch was besänftigte mich, milderte den Vorwurf,
du bewahrst dich, auch wenn dich die Not ruft?
Du bereitest dich ganz auf die Empfängnis vor,
machst dich auf für den Geist, bist fast ein Tor,
scherst dich nicht um der Gelehrten Dogmatik,
öffnest den Schoß unmittelbarer Emphatik.
So ertrag ich weltferne Keuschheit ganz gut,
sie ist in Wahrheit dein Heldenmut.



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